Grußwort des Oberbürgermeisters Andreas Horn zu den Jüdisch-Israelischen Kulturtagen

Sehr geehrte Gäste, 

ich freue mich sehr, dass wir vom 19. März bis 10. April die 33. Jüdisch-Israelischen Kulturtage mit über 80 Veranstaltungen in 16 Thüringer Orten erleben können, davon viele in Erfurt.

Die Wiege dieses für ganz Thüringen bedeutenden Festivals stand in Erfurt. Hier, im Theater Erfurt, wurden die Jüdisch-Israelischen Kulturtage vor 33 Jahren erstmals als „Jüdische Woche“ durchgeführt. Später wurde der Förderverein für Jüdisch-Israelische Kultur in Thüringen e. V. zum Träger – und nun führt die Jüdische Landesgemeinde Thüringen das Festival gemeinsam mit dem Förderverein durch. 

Als Landeshauptstadt haben wir mit der Auszeichnung unseres mittelalterlichen jüdischen Erbes als Weltkulturerbe auch die große Verantwortung, alles zu tun, um jüdisches Leben heute zu fördern und für die Zukunft zu sichern. Jüdinnen und Juden konnten in unserer Stadt erst im 19. Jahrhundert nach jahrhundertelangem Ansiedlungsverbot wieder leben und wirken. Sie haben Großes für die Stadt geleistet, Maßgebliches zu ihrer modernen Entwicklung und Weltoffenheit beigetragen. Die 1884 eingeweihte und 1938 von den Nationalsozialisten zerstörte Erfurter Synagoge stand dafür mit der Inschrift auf ihrem Portal: „Mein Haus soll ein Gebetshaus für alle Völker genannt werden“.

Wir wissen heute, wohin Antisemitismus und Rechtsextremismus in der Geschichte geführt haben. Die Nationalsozialisten zielten auf die Vernichtung jüdischer Menschen und die Auslöschung ihrer Kultur. Es ist unerträglich, wenn Jüdinnen und Juden heute in Deutschland wieder Angst haben müssen vor zunehmenden antisemitischen und rechtsextremen Angriffen. Nach dem Menschheitsverbrechen der Shoah, deren Millionen Opfer wir 80 Jahre nach der Befreiung der Konzentrations- und Vernichtungslager gedenken, bin ich als Oberbürgermeister über das wiedererstarkte jüdische Leben in unserer Stadt sehr froh und unterstütze die Jüdisch-Israelischen Kulturtage auch als Zeichen der tiefen Verbundenheit unserer Stadt mit der Gemeinde sehr gerne. 

Zum dritten Mal finden die Jüdisch-Israelischen Kulturtage zwischen Purim und Pessach statt, zwei Höhepunkte im jüdischen Festkalender, die für Rettung und Befreiung des jüdischen Volkes stehen. Das ist ein guter Rahmen, um mit dem Festival unsere Verbundenheit mit Israel als Zufluchtsort und Heimat für Jüdinnen und Juden gerade nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 zu zeigen. Dafür steht auch die von den Jüdisch-Israelischen Kulturtagen unterstützte Städtepartnerschaft zwischen Erfurt und Haifa. 

Das Festival ist eine einzigartige Möglichkeit, Künstlerinnen und Künstlern aus Israel zu begegnen, jüdische Kultur zu erleben und gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie wir eine Welt ohne Abwertung, Ausgrenzung und Entrechtung gestalten können. Ich danke allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich ehrenamtlich und aus tiefer Überzeugung für die Vermittlung und Stärkung jüdischer und Israelische Kultur einsetzen.

In diesem Sinne wünsche ich den Jüdisch-Israelischen Kulturtagen viel Erfolg!

Andreas Horn

Oberbürgermeister der Stadt Erfurt